Seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine hat sich vieles grundlegend verändert. Die schrecklichen Bilder und Nachrichten, die wir tagtäglich zu sehen bekommen, lassen keinen unberührt. Die Politik spricht von einer Zeitenwende und begründet damit zahlreiche Richtungswechsel, die zuvor für unmöglich gehalten worden wären. Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein.
Und doch gibt es auch positive Erlebnisse in dieser dunklen Zeit. Die Welt ist in wohl noch nie dagewesen Weise nahezu geeint in der Ablehnung dieses schrecklichen Krieges. Auch in unserer Gesellschaft zeigt sich plötzlich ein Zusammenhalt, den wir so schon lange nicht mehr erlebt haben. Die vielen, teilweise auch privat organisierten Hilfsaktionen oder die großen Demonstrationen mit Alt und Jung können einen schon wieder fröhlicher stimmen.
Mir fällt es trotzdem schwer, wieder zum „business as usual“ zurückzukehren. Als ich am Tag der Invasion direkt am Nachmittag eine Vorlesung zur „Organisation der Instandhaltung“ halten sollte und so vor den Studierenden stand, hatte ich erstmal das Verlangen, mit den Studis über diesen unerwarteten Einmarsch zu sprechen. Es tat gut, nicht allein zu sein mit seinen Gedanken. Und ich war in dem Moment sehr dankbar, dass unsere Vorlesungen seit diesem Semester wieder überwiegend vor Ort stattfinden.
Denn Zusammenhalt erfordert auch Zusammenkunft. Und so wichtig mir die Zusammenkunft mit meinen Studis in Präsenz ist, so wichtig ist es auch, dass wir Instandhalter:innen wieder zusammen kommen. In den zurückliegenden Corona-Monaten waren Zusammenkünfte zwar auch möglich, aber eben überwiegend nur virtuell und daher sehr eingeschränkt in der Möglichkeit, auch einen zufälligen Plausch mit anderen zu führen.
Mit großer Vorfreude bin ich daher zur maintenance Messe am 30. und 31. März in Dortmund gegangen. Wir trafen rund 200 Aussteller und viele interessante Fachvorträge rund um die Instandhaltung. Auch ich habe einen kleinen Beitrag in Form einer sogenannten „offenen Vorlesung“ dazu beigetragen. Dazu habe ich vor meinen Studierenden und interessierten Messebesuchern das Vorlesungsthema „Kennzahlen“ behandelt und im Anschluss offen diskutiert. Interessant war dabei, was wir aus dem Vergleich mit den erlebten Corona-Kennzahlen für die Instandhaltung lernen konnten.
Neben dieser Offenen Vorlesung freute ich mich aber auch sehr auf die vielen bekannten Gesichter, die ich dort wiedertreffen konnte. Auf die zahlreichen, auf den ersten Blick vielleicht belanglosen Gespräche, die aber doch so guttun und auch wichtig für die eigene Resilienz sind, damit man in diesen dramatischen Zeiten nicht ganz den Mut verliert. Solche direkten Zusammenkünfte lassen sich durch keine Online-Meetings ersetzen.
Bis auf das nächste Treffen
Ihr Lennart Brumby