Quelle: “Boston Dynamics”
Instandhaltung 4.0: Der Roboterhund als Datensammler und Inspekteur
In einem Wasserkraftwerk im Westen Österreich ist die Instandhaltung auf den Hund gekommen – und das in einem ganz wörtlichen Sinne. 150 Tonnen Wasser pro Sekunde (!) treiben die 350 MW-Turbinen an. Personal, das dauerhaft präsent ist, gibt es aber nicht. Gesteuert wird das Kraftwerk von einer entfernten Zentrale, die auch zwanzig weitere Kraftwerke überwacht.
Wer aber schaut nach dem Rechten in der durchaus großen Kraftwerkshalle mit komplexen Komponenten? Ein Roboterhund. Er stapft Treppen herauf und Rampen herunter, dreht seinen mit Kameras und Bildverarbeitungs-Sensorik bestückten Kopf hin und her, kann z.B. Wärmenester in Rohrleitungen erkennen und sowohl digitale als auch analoge Werte an Armaturen ablesen. Am Ende jedes Inspektionsgangs sendet er automatisch einen Report an die Leitwarte. KI-gestützte Auswertungen sorgen dafür, dass die Berichte immer aussagekräftiger werden.
In einem anderen Beispiel, ebenfalls aus der Energietechnik, dreht ein solcher Roboterhund seine „Sheriffrunden“ auf dem Gelände eines Umspannwerkes in Süddeutschland. Sobald er eine Unregelmäßigkeit erkennt – zum Beispiel ein Loch in der Umzäunung oder einen verdächtig hohen oder niedrigen Zählerwert –, gibt er eine Alarmmeldung aus und der menschliche Instandhalter ist aufgefordert, angemessen zu reagieren.
In beiden Fällen kommen autonome mobile (vierbeinige) Roboter des US-amerikanischen Unternehmens Boston Dynamics zum Einsatz. Ertüchtigt und programmiert wurden sie von Energy Robotics, einem Darmstädter Spezialisten für diese Aufgaben.
Der Charme dieser Roboter liegt nicht nur in der Personalkosteneinsparung. Roboter können in Umgebungen arbeiten, die für Menschen unverträglich, unkomfortabel oder gesundheitsschädlich sind (laut, schwer zugänglich, giftig…)
Natürlich ist die dem Hund ähnelnde Form des Roboters nicht zwingend erforderlich. Sie bietet aber den Vorteil, dass er überall dort unterwegs sein kann, wo sich auch Menschen bewegen und wo es Treppen, Stufen oder Schwellen geben kann. In vollkommen ebenem Gelände würde man einen Roboter mit Rädern oder Kettenfahrwerk wählen. Und bei größeren Anlagen im Freifeld kann eine Drohne ganz ähnliche Dienste leisten.
Der hundeähnliche Inspektionsroboter ist ein gutes Beispiel für Assistenzrobotik in der Instandhaltung der Zukunft – oder auch, wie die Beispiele zeigen, schon in der Gegenwart. Wie schnell sich diese Roboter durchsetzen und welche weiteren Aufgaben sie übernehmen werden? Das wird sich noch zeigen, ebenso die Frage, ob humanoide Roboter vielleicht auch (und wann) einfachere Reparaturaufgaben übernehmen werden – oder ob sich hier eher die immer besser werdenden Augmented Reality-Technologien durchsetzen. Die Entwicklung bleibt in jedem Fall spannend.
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