Wie sieht die Instandhaltung der Zukunft aus? Vielleicht so: Das Preventive Maintenance-Systems einer komplexen Produktionsanlage – genauer gesagt: dessen Sensorik – erfasst an einem Pumpenmotor eine Unregelmäßigkeit. Die Meldung aktiviert selbsttätig eine Drohne, die den Antrieb u.a. mit einer Wärmekamera erfasst und – mit KI-gestützter und erfahrungsbasierter Diagnose-Software – die Ursache bestimmt: Es handelt sich um einen Lagerschaden.
Daraufhin macht sich ein humanoider Roboter – ausgerüstet mit passendem Werkzeug und einem (natürlich rechtzeitig und automatisch bestellten) Ersatzlager – auf dem Weg, um das Lager zu tauschen. Assistiert wird er bei Bedarf von einem menschlichen Instandhalter in der Leitwarte, der den Vorgang per Kamera verfolgt und im Falle eines Falles direkt und „remote“ eingreifen, d.h. den Roboter steuern kann.
Ist das die schöne neue Welt der Instandhaltung? Oder ist diese Vorstellung längst nicht weit genug gedacht? Kann man vielleicht in Zukunft grundsätzlich oder zu einem hohen Anteil auf solche „Feuerwehreinsätze“ – ob mit Robotern oder mit Menschen – verzichten, weil sich die „Predictive Maintenance“ zur „Predictive Analytics“ weiterentwickelt und alle Komponenten (auch wiederum mit KI-Unterstützung und datenbankbasiert) ihre individuell und exakt berechnete Lebensdauer erreichen?
Die Frage ist natürlich für die aktuelle Praxis der Instandhaltung noch nicht relevant. Aber sie hat ihre Berechtigung, denn die Entwicklung kann in diese Richtung gehen. Diskutiert wird darüber auf der maintenance 2024. Auf der Ausstellungsfläche werden die neuesten Lösungen für Predictive Maintenance-Konzepte gezeigt, mit denen der Aufwand für die physische Instandhaltung im Sinne von Inspektion und Komponentenaustausch „auf Verdacht“ bzw. nach vorgegebenen Intervallen weiter reduziert wird. Und im Vortragsprogramm des „Science Center“ werden entsprechende Best practice-Lösungen ausführlich vorgestellt.
Unter dem Titel „Predictive Maintenance weitergedacht“ geben Branchenexperten Einblicke in die aktuelle Forschung und einen Ausblick auf neue Lösungen für die vorbeugende und „vorhersagende“ Instandhaltung. Zum Beispiel informiert Marcel André Hoffmann, Technische Universität Dresden, anhand einer Fallstudie ganz praxisgerecht über die erfolgreiche Implementierung von Predicitive Maintenance. Thomas Kaufmann, Endress + Hauser, erläutert unter dem Motto „Messwert und Mehrwert“, wie intelligente Messgeräte und deren digitale Zwillinge eine vorausschauende Wartung unterstützen. Und Thomas Zapp, Green Gate, zeigt den Weg zur optimal angepassten Instandhaltung mit Hilfe von NoCode- und LowCode-Anwendungen. Andere Vorträge adressieren die Trendthemen Künstliche Intelligenz und Lebenszyklusmanagement.
Um einen kleinen „Spoiler“ zu setzen: Ohne klassische Werkzeuge der Instandhaltung geht es nicht in den Konzepten und Szenarien, die im ScienceCenter vorgestellt werden. Aber es geht schlanker, effizienter und digitaler und auch stärker losgelöst vom Betriebsmodus der Maschinen und Anlagen. Das steigert die Produktivität in der Produktion.
Das Fazit und die Empfehlung: Entscheider der Instandhaltung, die weit voraus denken und sich (und ihr Unternehmen) auf künftige Trends vorbereiten möchten, sollten die Vorträge in Halle 4 besuchen. Dort gibt es einen Ausblick auf die Zukunft der Instandhaltung – kompakt, konzentriert, kompetent und inspirierend.